Im März 2008 kam Herrchen mit einer Blondine über den Hof. Sie trug ein rotes Band um ihren Hals und wackelte lasziv mit ihren Hüften. Ihre Augen trugen eine Spur zu viel Kajal und offenbar hatte sie versucht, ihr Haar mit Henna rot zu färben. Doch nur in den Spitzen war davon noch ein Hauch zu sehen. Mir war sofort klar: das ist kein Mädchen für nur eine Nacht. Frauchen begrüßte sie erstaunlicherweise sehr freundlich, sie streichelte sie sogar!!! Und dann durften wir zur Begrüßung mit nach draußen. Zwischen Buster und mir genügte ein Blick, und der hieß “Vorsicht!” Höflicherweise stellte uns Herrchen das blonde Ding vor: Ihr Name ist MACY! So ein typischer Mädchenname eben! Und sie verhielt sich auch wie ein Mädchen, nämlich eher schüchtern und zurückhaltend, aber auch neugierig. Doch das waren Buster und ich auch. Also umrundeten wir uns gegenseitig und steckten unsere schwarzen Gumminasen in Dinge, die uns nun offenbar etwas angingen. Im Haus durfte sie dann ja überall herumlaufen, alles beschnuppern und jeden Korb ausprobieren. Auch unseren Lieblingskorb in der Küche! Buster und ich hatten beschlossen, uns das ganze Theater erst einmal anzusehen. Und anzuhören! Denn permanent wurde die Blonde gelobt. “Fein Macy!” So ein braves Mädchen, Macy!” – es war kaum auszuhalten! Ich beschloss den Rückzug. Und Buster kam mit. Herrchen hat dann mit mir ein ernstes Gespräch geführt. Während er meinen Kopf streichelte, erzählte er mir, dass es Macy bisher sehr schlecht gegangen sei und dass sie jetzt bei uns und mit uns leben sollte. Ich sah ihm tief in die Augen und verstand, dass Macy noch nie ein richtiges Familienleben kennen lernen durfte und dass niemand sie wirklich lieb hatte. Ein Blick auf Macy bestätigte das, was Herrchen mir erzählte. Ihre Augen blickten ein wenig traurig und müde, ihr Fell war stumpf und ungepflegt. Sie hatte eine alte Wunde, die offenbar nie versorgt worden war, ihre Figur war völlig aus der Form geraten und sie schnaufte. Macy tat mir leid und in diesem Moment wusste ich, was zu tun war.
Wir haben SAM sehr geliebt und sind glücklich, dass wir eine so schöne Zeit mit ihr gemeinsam verbringen durften. JOE und BUSTER machten uns unendlich viel Freude und ein Tag ohne sie, von denen es glücklicherweise kaum welche gibt, lässt sie uns stets sehr vermissen. Es ist schön zu sehen, wie gut es ihnen geht und wie sehr sie ihr Leben genießen. Vor diesem Hintergrund waren wir sehr froh, als wir im darauf folgenden Frühjahr über die Aktivitäten einer Gruppe erfuhren, die sich um ehemalige Vermehrerhündinnen kümmerte, sie aufnahm und vermittelte. Wir stellten uns als Pflegestelle zur Verfügung und wollten einer Hündin den Weg in ein besseres Leben bereiten. Allerdings erfolgte das Angebot, als Pflegestelle zu fungieren eher halbherzig. Denn für uns war eigentlich von vornherein klar, dass wir einen Pflegehund nie wieder hergeben würden...
Seit mehr als einer Woche lahmte SUNNY. Lahmheit kam in den vergangenen drei Jahren schon einmal vor und war meist auf die Toberei mit ihren Schwestern zurückzuführen. Doch dieses Mal ist es anders. Sie rennt genauso schnell wie die anderen, setzt und legt sich genauso hin wie sonst, aber wenn sie langsam geht, humpelt sie mit dem Hinterlauf. Wenn es um einen Besuch in der Tierklinik geht, dann reagiert SUNNY überängstlich, fast panisch. Sie will da nicht hin, obwohl ihr noch nie jemand etwas Böses angetan hat. Die Gründe hierfür liegen vielleicht in den ersten Wochen ihres Lebens, auf jeden Fall kennen wir sie nicht. Um ihr jeden Stress zu ersparen, befragen wir eine befreundete Tierärztin. Sie kann natürlich nur einschätzen, was sie ertastet und sieht. Und das Ergebnis heißt Kreuzbandzerrung oder -riss. Eine OP kommt für SUNNY aufgrund ihres Herzfehlers kaum in Frage, also empfiehlt sie Physiotherapie für SUNNY. Tausend Fragen gingen uns den ganzen Tag durch den Kopf. Geht das überhaupt, ohne OP? Wenn OP, wird SUNNY es überleben? Sicherheit kann nur eine Röntgenaufnahme bringen, doch das bedeutet, SUNNY muss sediert werden. Am Abend beobachten wir sie und stellen fest: sie zeigt keines der für einen Kreuzbandriss typischen Symptome. Am Abend will ich sie separiert auf einen kurzen Gang mitnehmen, aber sie entwischt mir und flitzt den anderen hinterher.
SUNNY ist auch mal gern für sich allein. Sie schlendert dann durch die Botanik, schaut sich alles ganz genau an, schnüffelt an jedem Halm und jeder Blume, prüft das eventuelle Vorhandensein von Kaninchenlöchern oder Mäusenestern oder denkt einfach nach. Wenn man in einer solchen Situation nach ihr ruft, schaltet sie schon mal auf Durchzug. Sie ist dann keineswegs ungehorsam. Sie entscheidet dann lediglich, dass es wirklich wichtige Dinge im Leben gibt.