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Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

SAM und die Fragezeichen

Bei allen Aktionen, die nicht unbedingt zum normalen Tagesablauf gehörten, fragte SAM uns um Erlaubnis. Wenn sie beispielsweise auf einem Waldweg einen interessanten Stock fand, dann fragte sie mit ihren Augen, ob sie ihn mitnehmen dürfe. Erst nach einem aufmunternden „nimm ihn mit!“ packte sie ihn. Oder wenn sie einen bestimmten Weg einschlagen wollte, den zu einem Bach oder einem See. Sobald unser Ruf „lauf voraus“ ertönte, rannte sie freudig los. Und Millionen mal saß sie mit fragendem Blick vor uns und wir versuchten, ihr die Wünsche von den Augen abzulesen. Erst wenn wir die richtige Frage stellten, wie „willst du raus?“ oder „willst du einen Keks?“ sprang SAM auf und lief zur Bestätigung in die entsprechende Richtung. Sie war so schlau...

 

... und die Stöcke

Stöcke liebte SAM über alles. Kleine und große, gerade und krumme, die mit und ohne Rinde und ganz besonders die, an denen noch kleine Zweige und Blätter hingen. Fand SAM auf unseren Spaziergängen einen Stock, der ihr gefiel, nahm sie ihn auf, legte ihren Kopf in den Nacken und schritt majestätisch vor oder neben uns her. Stolz wie ein Löwe im Zirkus, der uns ein Kunststück vorführt. Manchmal aber nahm sie ihren Stock und machte es sich mit ihm am Wegesrand gemütlich. Der Stock wurde von ihr erst bewundert und auch wir mussten die Schönheit dieses Stocks in den höchsten Tönen loben. Und dann machte sich SAM daran, die Rinde geübt vom Stock zu schälen oder kleine Stücke abzubeißen. Aber auch nur deshalb, um sie gleich wieder auszuspucken.

... und der Maulwurf

Natürlich war SAM nie in geheimer Mission unterwegs. Aber als Welpe tat sie es den Maulwürfen gleich und buddelte kleine Gräben in den Untergrund von Sand und Kies hinter dem Haus. So entstanden, direkt vor dem Hintereingang, regelrechte Trittfallen. Abgesehen davon, dass es ganz lustig sein konnte, Herrchen und Frauchen zu Fall zu bringen, boten diese Kuhlen bei Hitze den Vorteil, kleine dicke Bäuche abzukühlen. SAM drückte sich dann einfach in den freigelegten, nassen Sand und genoss ihr Mittagsschläfchen. Und wenn sie wach wurde, ließen sich in diesen Löchern ihre alten Büffelknochen wunderbar versenken. Grabenkämpfe führte SAM allerdings nur als Welpe. Sie hat in späteren Jahren weder Löcher gebuddelt, noch Leckerbissen im Erdreich versenkt. Die hat sie am liebsten immer gleich verputzt.

... und die Natur

Auf unseren vielen Spaziergängen hielt SAM immer wieder an, um die Schönheit der Natur zu bewundern. Sie beschnüffelte mit Vorliebe die Grashalme, biss in kleine Blümchen, verschreckte mit ihrer Gumminase dicke Käfer, die es sich auf einem Moosbett gemütlich gemacht hatten und sprang den Schmetterlingen und Faltern hinterher. Sie schnappte im Laufen alles was flog, einfach so, weil es so viel Spaß machte. Und bemerkte sie hoch über sich eine fröhliche Vogelschar, dann schaute sie dieser gern hinterher. Libellen hatten ihre volle Aufmerksamkeit, so fasziniert war SAM vom Geflirre ihrer Flügel. Nur Bienen und Wespen machten ihr Angst. Doch das hatte auch seinen Grund.

Irgendwann, wie so oft an einem Sommertag, waren alle Fenster und Türen unseres Hauses geöffnet. Es war sehr schön, wenn sich das Sonnenlicht in allen Zimmern breit machte und das Haus geradezu leuchtete. Es war eher Zufall, als ich mitbekam, dass SAM fasziniert vor einem Heizkörper stand und mit ihrer Nase versuchte, eine träge Biene in Fahrt zu bringen. Ehe ich eingreifen konnte, war es geschehen. Die Biene hatte SAM in die Lefze gestochen, die in Sekundenschnelle anschwoll. Wir packten sie sofort ins Auto und fuhren zu unserem damaligen Tierarzt, der glücklicherweise nur 3 Minuten entfernt seine Praxis hatte. SAMs Kopf war da bereits dick geschwollen und wir waren in großer Sorge um sie. Die Schwellung bildete sich nach den verabreichten Spritzen bald zurück. Seit diesem Tag beobachtete SAM argwöhnisch alle Lebewesen, die mit großem Getöse in ihrer Nähe die Luft durchkreuzen. Allerdings war sie ruhig und zufrieden, wenn man ihr in einem solchen Moment versicherte „ich pass’ auf dich auf.“

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